Time to Market – The Internet of Things – Die Cloud, das sind die Treiber der der Digitalen Transformation: Gewinner: Lebensmittelindustrie und Fertiger. Verlierer: Banken und Versicherungen
von Dr. Christoph von Gamm
Zollikon 2.10.2013 – Ziel meiner diesjährigen Executive Reise im IT-To-Business Bereich Ende September diesen Jahres war das Silicon Valley – und dort die Firmen Intel, Cisco, VMWare und EMC. Ganz klarer Tenor der Reise – “Change Happens” – und die Geschwindigkeit der Veränderung, die über die Informatikabteilungen und das Business im Rahmen der Digitalen Transformation herrüberrauscht, wird auch für langjährige IT-Veteranen, die “speed” kennen, atemberaubend werden? Warum? Alles ist vernetzt.
Das Silicon Valley, eine halbe Autostunde ohne Stau südlich von San Francisco gelegen, ist – Indien hin oder her – weiterhin der Innovationsmotor und das Mekka der Informatikindustrie. Zumindest denkt das das Silicon Valley. Ich war gute 12 Jahre nicht mehr dort, das letzte Mal war es vor der Dot.Com Blase, als diese geplatzt war. Danach trieb es mich mit meinen Geschäften mehr in Richtung Osten der USA und weiter nach Osteuropa und Indien. Und vielleicht haben wir wieder eine Dot.Com Blase, diesmal mit Mobile Apps, habe ich mich gefragt. Denn wo ich bin, platzt bald eine Bubble.
Firmen wie Google, Apple, Cisco, VMWare, Intel, Yahoo, HP, Salesforce.Com, Facebook, you name it, aber auch Outposts namhafter anderer IT Firmen wie IBM oder Microsoft – alle sind sie im Silicon Valley vertreten. Und noch mehr wollen dabei sein.
Ähnlich wie an der UNO haben namhafte Firmen der Informatikindustrie oder andere die Innovation schnuppern wollen, ihre Outposts oder Verbindungsbüros – gerne in Palo Alto oder Cupertino, nahe bei der Stanford University. Swisscom, Capgemini, T-Systems, VW, BMW – alle sind sie dort, um entsprechend die Trends zu schnuppern und dann in ihre Unternehmen zu inkorporieren – für die meisten ein schwieriges Unterfangen.
Die eigentliche Tour, veranstaltet für einige namhafte Schweizer Kunden und Influencer dankenswerterweise organisiert von Schweizer Account Managern der Firmen Cisco, VMWare, EMC VCE und Intel fand dann jeweils ganztags in Briefingräumen statt, die mal mehr oder weniger einladend waren. Um Fenster, so kann man es sagen, ist man als Europäer in jedem Fall immer recht dankbar.
Buzzwords reihten sich aneinander, “Fully-Automated and Converge Computing Business Model”, “vCloud Hybrid Service”, “Software Defined Data Center”, “Partnership and Strategic Alliance” und andere Schlagwörter pflasterten die Sprache der Meetingräume. Und die meisten Vorträge sind wahrscheinlich heute schon Makulatur, obwohl sie vor einer Woche noch von den Experten mit Inbrunst vorangetrieben worden sind, die neue Produktinnovation hat sie vertrieben.
Die zehn wichtigsten Trends
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Der Businessnutzen und die erhöhte “Convenience” für Endanwender werden stärker als je zuvor in den Vordergrund treten. Entsprechend wird die Digitale Transformation wird immer stärker Einzug halten jenseits der typischen Informationstechik und Informatik. Denn nur dadurch können sehr schnell neue Geschäftsideen verwirklicht werden und die Erwartungshaltung der Endanwender ist inzwischen: “Kann ich das von meinem Smartphone aus erledigen?”. Egal, ob das nun zu Hause ist, oder in der Produktionsanlage oder beim Bestellen von Essen auf dem Münchner Oktoberfest. Inzwischen hat es bei 7 Milliarden Einwohnern 5 Milliarden Mobiltelefone, 1.1 Milliarden Facebook Nutzer – aber das wird nicht das Ende sein. Gehen wir mal von 20 Milliarden Mobile Devices in 3-5 Jahren aus, dann ist das wohl nicht einmal zu agressiv geschätzt.
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Mobile Apps – bereits jetzt ein wichtiger Aspekt – werden die Zukunft darstellen, auf die eine oder andere Weise. Wahrscheinlich werden im Jahr 2020 80% – 90% der IT Budgets mehr oder minder indirekt von Mobile Apps tangiert. Bei meinen Befragungen bei Kunden gab es fast keinen, der nicht das Thema “Mobile App” auf seiner Agenda hatte. Klar – viele Unternehmen würden sich freuen, wenn die Vielfalt der Geräte eingedämmt wäre, aber wahrscheinlich ist diese Hoffnung trügerisch.
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“The Internet of Things” wird immer wichtiger. Kommunikation von Maschine zu Maschine, aufgenommen durch Myriarden von Sensoren spielt eine wichtige Rolle. Entsprechend wird sich eine Verschiebung der Datenströme von “download” zu “upload” ergeben. Denn diese vielen Sensoren produzieren viele Daten, die entsprechend aggregiert und ausgewertet werden wollen. Und erst danach passiert dann der extrahierte Download von Information. Beispiele sind Verkehrssensoren in Strassen, Wettersensoren, Belastungssensoren bei Brücken – intelligente Strommessgeräte, Container und wohl auch bald Pakete – alles bekommt seine IP Adresse und meldet sich.
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“Time to Market” ist für viele Informatikabteilungen ein grosses Muss. Waren vor einiger Zeit Wartezeiten auf neue Serversyteme von 5-6 Wochen noch von den Endbenutzeren akzeptiert, werden heutzutage Provisionierungen von Leistungen automatisch, quasi im 20-Minuten-Abstand erwartet. Dies geht natürlich nur durch virtualisierte und gemanagte Systeme – cui bono? Natürlich denjenigen Businessnutzern, die dadurch deutlich schneller eine Idee marktreif testen können. Dabei spielen dann Provisionierungs-, Management- und Abrechnungssysteme natürlich eine entscheidende Rolle, denn was nicht passieren darf, ist dass zwar ein System innerhalb von 15 Minuten bestellt werden kann, aber dann am Schluss keiner dafür zahlen will oder verantwortlich sein will.
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Cloudsysteme werden die Regel – nicht mehr ein Novum sein. Software as a Service, Beispiele sind – Google Apps, Salesforce.com, Myerp.com oder auch Dropbox werden komplett aus der Cloud geliefert. Neugründungen von Unternehmen haben heutzutage kaum mehr ein Interesse, sich Systeme irgendwo hinzustellen, sondern lassen sich in den meisten Fällen alles aus der Cloud provisionieren.
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Consumerization wird immer wichtiger. Noch vor Jahren war es eher so, dass die Innovationen aus dem Office kamen – Stichwort: Schnelles Internet, Blackberry, gute Bürosoftware. Heutzutage hat sich der Trend gekehrt – die Endkonsumenten haben die gute Ware zuerst, iPhones, andere Smart Devices, Tablet PCs, Cloudsysteme und oft – dank Fibreoptics at Home oder anderem ein inzwischen deutlich schnelleres Interet zu Hause. Das Büro als Innovationstreiber für das Heim wird daher weniger relevant.
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Converged Systems werden an zunehmender Bedeutung gewinnen. Was heisst das? Mit Converged Systems werden integrierte Systeme aus Server, Storage, SAN und Managementsystem genannt, die aufeinander abgestimmt dann einen deutlich verminderten Managementaufwand für das IT Infrastrukturpersonal haben. Gleichzeitig sind sie zusammen verwaltbar, so dass es Effizienzgewinne und Ressourceneinsparungen – vulgo Personaleinsparungen durch schlichtwegs weniger Aufwand in der Bedienung gibt. Zudem werden diese Converged Systems mit Cloudfunktionalität integriert und verheiratet. Von “aussen” wird ein Endbenutzer nicht mehr merken, ob ihm eine Ressource (Server, Storage) über ein eigenes, hauseigenes System dargereicht wird, oder über einen Cloud – von irgendwoher.
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Twin-Teams werden in der Softwareentwicklung an Bedeutung gewinnen: In der Softwareentwicklung zeichnet sich ein spannender neuer Trend ab: Die coolen neuen Firmen in San Francisco entwickeln heutzutage “redundant” – zwei Entwickler sitzen gemeinsam an einem Computer, mit jeweils einer eigenen Tastatur, eigener Maus aber gemeinsamen Bildschirm. Die Produktivität und das gegenseitige Anstacheln und gleichzeitig die Qualität des entwickelten Codes rechtfertigt die doppelt so hohen Personalkosten gegenüber einem Entwickler anscheinend um ein Weites. Insbesondere im Bereich Scrum-Entwicklung scheint das in letzter Zeit immer deutlicher Einzug zu halten.
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Das Deployment von Anwendungen im Unternehmen wird sich dramatisch verschnellern: Vom heutigen Zyklus eines monatelangen Ausprobierens, ob eine Software in die Unternehmensarchitektur passt, hin zu einer integrierten Implementierung innerhalb von weniger als einem Tag. Tools wie Pivotal sollen es möglich machen. Mal sehen, ob dafür auch die Geschäftsprozesse gerüstet sind, insbesondere die Reviewprozesse zwischen Informatik und Business.
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Budgets – Informatikbudgets werden wohl weiterhin wachsen – aber sehr wahrscheinlich ganz woanders als in der Informatik. Schattenbudgets in Lines of Business, IT getriebene Innovationen und Business Services im Marketing, im Verkauf oder auch in Produktionsprozessen werden stärker Einzug erhalten. Entsprechend ergibt sich eine Verschiebung der Informatikbudgets nochmals weiter weg vom Zentrum – der Informatikabteilung – hin zu den “Lines of Business”, die autonom ihre Servicelösungen bestellen – was dem Informatikleiter dann überbleibt, ist das “Plumbing”, also das Zusammenfügen der einzelnen Lösungen, so dass die Datenintegrität und der Fluss der Arbeit (Workflow) gewahrt bleibt.
Die Stanford University – wohl die namhafteste Universität der Westküste und eine der besten der Welt, was Computerwissenschaften angeht – spült dabei jedes Jahr Tausende von Absolventen neu ins Silicon Valley und weltweit – und ist damit einer der Innovationsmotoren für das “Valley”, wie es kurz genannt wird. Professor Peter Seitz, an der ETH zuständig für Innovation und Entrepreneurship – sagte mir ein paar Tage später, dass wohl das Silicon Valley die einizige Meritokratie der Welt sei. Kannst Du etwas, wirst Du geschätzt und kannst herumlaufen wie Du magst kannst Du nichts, dann Pech. Also wohl ein gewisser Gegensatz zu anderen Gegenden dieser Welt, die eher auf anderen Werten basieren. Aber klar: Wo im Halbjahrestakt eine neue Softwareversion herausgegeben wird, die Buzzwords der Informatikindustrie sich im Wochenrhythmus ändern, und die Marketingleute zusammen mit den Entwicklern einen Reigen an Innovation durchbringen, macht Bestandswahrung wenig Sinn. Silicon Valley lebt vom Abriss und vom Neuanfang.
Die Hersteller
Gewinner der Cloud wird ganz klar VMWare sein. Von der früheren kleinen Bude für Virtualisierung und Hypervisor hat sich VMWare zu einer Firma für integriertes Server- und Storagemanagement gemausert. Und entsprechend werden viele Cloud-Nutzer auf die eine oder andere Weise eben VMWare Produkte nutzen, eben indirekt. Es gibt zwar auch Alternativen zu VMWare – jedoch erscheint es so, dass die Alternativen eher Kopisten sind. VMWare gehört übrigens zu 90% der EMC.
EMC – ein klassicher Geräte- und Softwarehersteller hat mit seinen VBlock und seiner Software Horizon auch einige Asse im Ärmel. Bekannt durch Speicherlösungen, die zwar teuer aber gut sind, profitiert EMC vom immensen Datenwachstum im Internet und vom erhöhten Managementbedarf. Die Frage stellt sich auch für EMC, wie mit den Informationen, die sich aus den Daten ergeben, am effizientesten umgegangen werden kann.
Intel wiederum ein Paradebeispiel von jahrzehntelanger Arbeit scheint weiterhin gut aufgestellt zu sein, viele Akquisitionen, viel Forschung, viele Patente, hohe Marktdominanz, viele Ideen. Zwar dominieren inzwischen im Mobilbereich Prozessoren von ARM, doch Konkurrenz belebt das Geschäft, so die Hoffnung. Jedoch weckt die allzustarke Kooperation mit den Bundesbehörden der USA datenschutzrechtliche Bedenken in Europa, so zum Beispiel beim Einsatz der vPro Technologie, das die komlette Fernwartung selbst ausgeschalteter Geräte ermöglicht oder Festplatten entschlüsseln kann.
Die Zukunft
Was wird relevant im Silicon Valley, was wird gehen? Ansich fast noch einfach. Nur der Wandel ist weiterhin relevant. Klarerweise versuchen alle Finanzchefs, alle Strategen in den Firmen ihre Marktmacht irgendwie zu zementieren, einen “Vendor Lock-In” zu generieren und die Kunden von sich abhängig zu machen – aber um die Ecke lauert das Neue, das Bessere, und das wird oft schneller genutzt als man gedacht hat. Die Vergangenheit hat es gezeigt. Ikonen der früheren Namhaftigkeit in der IT Industrie – Visicalc, Borland, Novell, Connect, Corel Systems, Blackberry sie alle sind verschwunden oder manche gerade vor dem Exitus.